Hans Löwer interessiert sich für die natürlichen Standorte unserer Zimmerpflanzen, besonders aber für die ökologischen Zusammenhänge und die vielfältigen Interaktionen zwischen Pflanzen und Tieren im tropischen Regenwald.
Gabi Löwer´s Interesse gilt besonders den Menschen, ihrer Lebensform, den Kulturen und alten Weisheiten der Urbevölkerung aus Jahrhunderte alter Überlieferung.
Ihre Reise beginnt in Kuala Lumpur, einer modernen Metropole, dem touristischen Dreh- und Angelpunkt in Südostasien.
Trotz der Großstadthektik zeigen die Menschen Gelassenheit und Toleranz. Die je 30% Inder, Chinesen, Indonesier und 10% Urmalaien verstehen sich erstaunlich gut untereinander. Staatsreligion ist der Islam.
Erste Station im Dschungel ist der Nationalpark Taman Negara. Wie die meisten Dörfer im Regenwald wurde auch Kuala Tembeling am Fluss gegründet. Das Boot ist auch heute noch oft das einzige Verkehrsmittel. Der Fluss verbindet die Stämme untereinander und ist gleichzeitig die Verbindung zur Außenwelt.
Mit dem traditionellen Langboot beobachten wir die gigantische Landschaft, die fremde Tierwelt und freundlich winkende Fischer bei ihrer Arbeit.
Der Tieflandregenwald bildet ein geschlossenes Kronendach in ca. 40m Höhe aus und ist so vielfältig, dass kaum zwei gleiche Baumarten nebeneinander stehen, wie wir es sonst von unseren europäischen Wäldern kennen. Einzelne Baumriesen überragen das Kronendach mit 60m Höhe!
Diese Giganten verankern sich in dem extrem flachgründigen Boden durch die Ausbildung so genannter Brettwurzeln, die 5 bis 6 m ausladend dem Stamm eine breitere Basis geben.
Wir müssen schon konzentriert schauen, wo wir laufen. Allenthalben können Schlangen im Geäst hängen. Wenn wir ihnen zu nahe kommen und sie sich bedroht fühlen, greifen sie schon einmal an. Meist ziehen sie sich aber eher zurück, wenn ihre empfindlichen Sinnesorgane signalisieren, dass wir kommen. Dies ist eine Mangroven-Nachtbaumnatter, ca. 2m lang. Bei einem Biss treten meist nur lokale Symptome auf. Ernste Vergiftungen sind aber auch schon bekannt geworden. Sie ist leicht reizbar und angriffslustig und wie die meisten Schlangen nachtaktiv.
Entlang der Flüsse sind die Nasenaffen zu Hause. Im Gegensatz zu den Orang Utans sind sie nicht besonders scheu und lassen sich aus gebührender Entfernung gut beobachten. Nasenaffen leben ausschließlich auf Borneo.
Die Hütten sind sehr bescheiden gebaut. Da, wo die Orang Asli, die Ureinwohner im Dschungel Malaysias, mit Touristen in Kontakt kommen, verlieren sie schnell die Lust an der Arbeit. Stattdessen betteln sie oder folgen dem sanften Zwang der Regierung, in „zivilisierten“ Siedlungen sesshaft zu werden.
Wir fliegen vom Festland zu unserem Hauptziel Borneo, das wir von Ost nach West bereisen. Der Mount Kinabalu ist 4095m hoch und für gut konditionierte Wanderer leicht zu besteigen. Außerdem ist der Bergregenwald aufgrund der großen Höhenunterschiede besonders artenreich.
Die Basisstation mit den Hostels und der Parkverwaltung sind in 1500m Höhe. Hier lässt es sich bei 24°C gut aushalten. Hier in der Bergregion nehmen die Niederschläge zu. In 2000m kommt es oft zu Nebelbildung. Der „Nebelwald“ ist bis zum Boden extrem dicht bewachsen. Hier gibt es abseits eines Weges kaum ein Durchkommen.
Die Bäume werden gedrungener, wachsen langsamer, dichter. Die Arten wechseln alle 100 Höhenmeter merklich: Riesige Baumfarne bis in 1800m Höhe, Orchideen sind besonders in 1500 bis 2500m zu finden.
Die zahlreichen, Fleisch fressenden, Kannenpflanzen gedeihen am häufigsten in 2000 – 3200m; ab 2500m aufwärts sind die üppigen Rhododendren und 3-5m hohen Azaleenbäume zu bestaunen, die wir zu Hause auf unserer Fensterbank mühsam hochpäppeln.
Der Tieflandregenwald ist in Flora und Fauna, aber auch klimatisch, völlig anders als der Bergregenwald: Die Hitze macht ist mit 30°C und der hohen Luftfeuchtigkeit (65-95%) nur für gut konditionierte Wanderer zu ertragen.
Aber die Strapazen sind schnell vergessen, wenn sie sich auf die Schönheit und die Fülle dieses Urwald-Lebens konzentrieren.
Wir besuchen die Iban, Urwaldbewohner vom Stamm der Penan verdienen ihren Lebensunterhalt mit der Jagd, dem Pfeffer- und Obstanbau.
Die Alten Ibans können mit dem Blasrohr besser jagen als mit dem Gewehr. Sie tun sich schwer, sich in die so genannte zivilisierte Gesellschaftsordnung einzufügen und für andere zu arbeiten.
Bald werden sie es müssen, denn ihr „Territorium“ ist in weiten Teilen den Palmölplantagen gewichen und da ist kein Platz für Wildschweine, Schlangen, für Bären und Vögel, nicht einmal für Kräuter und Beeren.
Es ist eine interessante Gesellschaftsform, in der dieses Waldvolk lebt: Das Langhaus, das bis 200m lang sein kann, beherbergt ungefähr 20-30 Familien. Jede Familie hat ihren eigenen Wohnraum mit Küche, Toilette und sogar Dusche. Im Wohnzimmer steht längst schon der Fernseher und das Handy erfüllt hier oft genug lebensrettende Dienste. Auf Stelzen gebaut, schützt das Haus vor allerlei Getier und lässt die Luft zirkulieren.
Im Tiefland spielt sich fast das ganze Leben in den Baumkronen ab. Nicht nur Affen und Vögel sind hier zuhause. Auch viele Farne wachsen als Epiphyten in den Astgabeln, wie z.B. dieser Nestfarn.
In vielen Nationalparks kann man auf „Canopy-Walkways“ zwischen den Baumkronen gehen. Dies sind ziemlich wacklige Konstruktionen, ca. 40m über dem Boden und 400 – 500 m lang.
In weiten Teilen Sabahs wird Tee angebaut. Ähnlich wie der Hochland Tee der Cameron Highlands ist dieser „Rainforest-Tea“ besonders aromatisch und vollkommen ohne Pestizide kultiviert. Schädlinge gibt es nicht, solange der Regenwald noch intakt ist – wie lange noch?
Auch Reis wird angebaut. Dass dies tatsächlich im Trockenanbau möglich ist, zeigen die vielen kleinen Reisbauern auf dem Hochland. Die Reisernte ist Frauensache. Dafür gibt es keine Maschinen. Wozu auch – man könnte sich ja nicht mal mehr unterhalten!
Die Frauen halten 8 Stunden täglich auf dem Reisfeld durch. Eingehüllt in zwei, drei Lagen Kleider und bis aufs Gesicht alle Körperteile bedeckt trotzen sie der Hitze und den Mücken.
Bedeutend angenehmer ist die Temperatur in den vielen Höhlen, gleich ob im Niah- oder im Mulu-Nationalpark. Es sind Höhlen der Superlative und mit Leben erfüllt, an das man sich erst gewöhnen muss. Besonders in den kleinen Höhlen umschwirren Fledermäuse die Köpfe der Besucher.
Kuching, die Hauptstadt des Bundesstaates Sarawak, ist eine liebenswürdige, saubere Stadt. Sie ist geprägt von der englischen Kolonialzeit bis in die 1950er Jahre. Der Sarawak-River teilt die Stadt; Taxiboote stellen die Verbindung her.
Die Malayen sind ein freundliches, lebhaftes Volk. Jede kleinere Stadt hat ihren Markt, säuberlich getrennt nach Obst und Gemüse, Fisch, Fleisch und Non-Food. Hier verkaufen viele Bauern und Fischer aus der näheren Umgebung ihre Waren.
Wir unterscheiden drei Regenwald-Typen: Tiefland-, Bergregenwald, Mangrovenwald. Es gibt nur wenige Baumarten, die den hohen Salzgehalt und das ständigen Spiel der Gezeiten im Mangrovenwald aushalten.
Hier im Bako-Nationalpark durchwandern wir alle drei Regenwaldtypen und die unterschiedlichsten Vegetationszonen in nur wenigen Stunden. Die Trails sind gut markiert und lassen Naturliebhaber ins schwärmen kommen.
Wenn die Abholzung nicht gestoppt wird, dann werden wir in 15 Jahren den Regenwald nur noch als „Museumsinseln“ innerhalb endloser Palmölplantagen besichtigen können – natürlich ohne die meisten größeren Tiere, denn sie brauchen mehr Lebensraum als ein paar Quadratkilometer Museum.
Über diesen Raubbau vor Ort zu recherchieren, ist lebensgefährlich. Wir haben das Vorhaben deshalb abgebrochen.